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18.12.2025

Rinderseuche wird Chefsache

In Frankreich hat der Kampf gegen die Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) die höchste politische Ebene erreicht. Wie Premierminister Sebastien Lecornu am Dienstag (16.12.) ankündigte, wird der Staat zusätzliche Ressourcen mobilisieren, um die Impfkampagne zur Eindämmung der Rinderkrankheit auszuweiten und zu beschleunigen. Nach Angaben des Regierungschefs soll der Impfkorridor im Südwesten des Landes auf die Départements Tarn und Hérault ausgedehnt werden. Offiziellen Angaben zufolge müssen damit etwa 750.000 Tiere immunisiert werden.
Allein im Département Ariège sollen rund 1.000 Betriebe betroffen sein; laut Regierung werden die Bestände in dieser Gebietskörperschaft bis zum 31. Dezember vollständig geimpft sein. Um das versprochene Tempo auch zu erreichen, sollen neben Tierärzten im öffentlichen Dienst auch Studierende der Veterinärmedizin, Freiwillige sowie Militärtierärzte eingesetzt werden. Die Verantwortung für die Durchführung der Kampagne wird in die Hand der jeweiligen Präfekten gelegt.
Um die zügige Verteilung der Vakzine zu gewährleisten, werden laut Regierung Logistiker der Streitkräfte und des Zivilschutzes eingesetzt. 500.000 Impfdosen werden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums derzeit bereits in der betroffenen Region verteilt. Ab dem 18. Dezember rechnet Paris damit, eine weitere Charge mit 400.000 Dosen ausliefern zu können.
Auch Polizei und Gendarmerie werden eingebunden. Sie sollen die Durchsetzung der Biosicherheitsauflagen sicherstellen. In den betroffenen Départements gilt ein Verbot für Rindertransporte. Zuwiderhandlungen werden der Regierung zufolge mit einer Strafe von 750 Euro pro transportiertem Tier und einem Strafverfahren geahndet. In Paris geht man davon aus, das Verstöße gegen das Transportverbot zur anhaltenden Verbreitung der LSD beitragen.
Lecornu kündigte außerdem einen Fonds zur direkten Unterstützung von betroffenen Kleinbetrieben an. Bereitgestellt werden sollen mehr als 10 Mio. Euro; flankierend sollen noch Erleichterungen bei Steuern und Sozialabgaben beschlossen werden. Dem Regierungschef zufolge sollen von Keulungen betroffene Kleinbetriebe außerdem Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Herden erhalten.
Fachverbände skeptisch
Zumindest in den Fachverbänden des französischen Bauernverbandes (FNSEA) lösten die Ankündigungen des Regierungschefs keine Begeisterungsstürme aus. Zwar unterstützt der Verband die Linie der Regierung im Kampf gegen die LSD, die Pariser Bemühungen scheinen dem FNSEA aber trotzdem nicht auszureichen. Die Rindfleischerzeuger fordern, deutlich größere Mengen an Impfstoff vorzuhalten. Sie halten mehrere Millionen Dosen für unabdingbar. Aus Sicht der Milchviehhalter bestehen derweil Zweifel daran, ob es sich bei dem jüngst angekündigten Unterstützungsfonds um zusätzliches Geld handelt. Sie halten ers für möglich, dass bereits im September angekündigte Mittel gemeint sein könnten. Einig sind sich beide Sektoren allerdings darin, dass die derzeit angesetzten Entschädigungen zu gering ausfallen.
Druck auf Tierärzte
Die vorgeschriebene Keulung von der LSD betroffener Herden trifft im landwirtschaftlichen Berufsstand seit längerem auf wachsenden Widerstand. Am Dienstag (16.12.) waren im Südwesten des Landes den siebten Tag in Folge wichtige Verkehrswege blockiert worden. An den Aktionen beteiligten sich offiziellen Angaben zufolge mehr als 3.000 Personen. Ein Ende der Proteste scheint vorerst nicht in Sicht.
Mittlerweile befasst sich auch die Justiz mit dem Thema. Medienberichten zufolge hat die Staatsanwaltschaft von Bergerac Ermittlungen eingeleitet, nachdem der Präsident eines regionalen Veterinärverbandes im Zusammenhang mit den Keulungen Morddrohungen erhalten hat. Der Präsident der nationalen Tierärztevereinigung, Jacques Guérin, berichtete gegenüber Medienvertretern von "inakzeptablem Druck" und Telefonterror. Nach seinen Angaben wird unter anderem in den sozialen Medien dazu aufgerufen, Kliniken niederzubrennen. AgE