"Maisdeckel" nicht aufheben
Einen Schub für den Maisanbau in Deutschland durch eine mögliche Aufhebung des seit 2021 geltenden "Maisdeckels" befürchten Naturschützer und Jäger aufgrund des Koalitionsvertrages, den Union und SPD geschlossen haben. Die Deutsche Wildtier Stiftung und der Deutsche Jagdverband (DJV) appellierten am Mittwoch (30.4.) an die künftigen Koalitionäre, den Deckel, der den Einsatz von Mais zur Biogasproduktion auf 30% begrenzt, beizubehalten. Zudem mahnen sie die Förderung alternativer Pflanzensubstrate für die Biogasgewinnung an, wie zum Beispiel den Aufwuchs mehrjähriger Wildpflanzenkulturen.
Die Stiftung und der DJV räumen ein, dass der Mais die wirtschaftlichste Kultur für die Produktion von Biogas ist. Maisflächen seien allerdings extrem artenarm. "Noch mehr Mais verträgt die Landschaft nicht", so DJV-Pressesprecher Torsten Reinwald gegenüber AGRA Europe.
Der Leiter Natur- und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung, Dr. Andreas Kinser, erklärte, dass Bioenergie eine wichtige Säule der Energiewende sei. Gleichzeitig dürfe die Produktion von Pflanzenbiomasse nicht den Verlust der Artenvielfalt in den landwirtschaftlichen Lebensräumen beschleunigen, warnte Kinser.
DJV-Vizepräsident Dr. Carsten Scholz betonte, Klimaschutz und Artenschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Beides gehe auch Hand in Hand, etwa durch Biogas aus Wildpflanzen. Diese böten in den sonst blütenarmen Frühjahrsmonaten die erste Nahrungsquelle für Wildbienen und andere Insekten. Feldhasen und Bodenbrüter nutzten mehrjährige Blühflächen als Kinderstube, Nahrungsquelle und Versteck. Während der Mais und selbst einjährige Blühflächen gerade erst aufkeimten und mit Frühjahrstrockenheit zu kämpfen hätten, nutzten mehrjährige Wildpflanzenbestände die Winterfeuchte im durch den Aufwuchs gut vor Austrocknung geschützten Boden.
Der Grund für den Appell an Union und SPD ist der Absatz zur Bioenergie im Kapitel "Klima und Energie" des Koalitionsvertrages. Dort wird betont, dass die Bioenergie bei Wärme, Verkehr und steuerbarer Stromerzeugung eine wichtige Rolle spiele. Und weiter heißt es: "Wir wollen das Flexibilitätspotenzial der Biomasse konsequent heben. Dazu setzen wir unter Beachtung der Kosteneffizienz und der Flächennutzung auf die Ermöglichung und überprüfen die bestehenden Deckelungen. Wir wollen vor allem Reststoffe besser nutzen. Wir werden den Biogasanlagen eine Zukunft geben, insbesondere sind die Besonderheiten kleinerer und wärmegeführter Anlagen stärker zu berücksichtigen."
Privaten Erhebungen zufolge teilt sich der hier angebaute Silomais in etwa gleichmäßig auf die Nutzung zur Fütterung sowie zur Erzeugung von Biogas auf. Zur Ernte 2024 wurde Silomais auf 2,049 Mio. Hektar erzeugt; insgesamt belief sich die Maisfläche auf rund 2,55 Mio. Hektar. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) meldete für 2023 ein Energiemaisareal von 896.000 Hektar, nach 1,03 Mio. Hektar im Jahr zuvor. Damals war Silomais auf 2,00 Mio. und 2,03 Mio Hektar angebaut worden, Mais insgesamt auf 2,47 Mio. sowie 2,485 Mio. Hektar. AgE